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Spektrum Shake-speare

9 Im Brennpunkt Von der Banalität zur Banalisierung des Barden Samuel Schoenbaum (1927 –1996) galt in den 1970er Jahren als der Doyen der Shakespeareforschung. Seine bekanntesten Bücher sind Shakespeare’s Lives (1970; 1991 neu aufgelegt) und William Shakespeare: A Documentary Life (1974). In der 1991er Ausgabe des ersteren Werkes schreibt er auf Seite 568: «Perhaps we should despair of ever bridging the vertiginous expanse between the sublimity of the subject and the mundane inconsequence of the documentary life.» («Vielleicht sollten wir die Hoffnung aufgeben, jemals die schwindelerregende Kluft zwischen dem sublimen Werk und der profanen Banalität des dokumentierten Lebens überbrücken zu können.») Samuel Schoenbaum sah in dieser schwindelerregenden Kluft zwar kei- nen Grund, an der traditionellen Zuweisung zu zweifeln, konnte dennoch einen Seufzer der Sehnsucht nicht abwehren. Professor Andreas Höfele, bis vor kurzem Präsident der Deutschen Shakespeare Gesellschaft (DSG), sieht weder Grund zum Zweifeln noch zur Sehnsucht. In einer kleinen Schrift an- lässlich des Erscheinens von Stephen Greenblatts Fantasiebiographie Will in der Welt («Shakespeare und die Verlockungen der Biographie», München 2006) schreibt er, das Problem bestehe nicht darin, dass wir zu wenig über Shakespeares Leben wüssten, denn wir wüssten recht viel, sondern das Pro- blem bestehe darin, dass wir noch mehr wissen wollten. Was ist dieses Mehr, das wir wissen möchten? Die Antwort ist simpel: Es ist etwas, was die Kluft zwischen dem sublimen Werk und der profanen Ba- nalität des dokumentierten Lebens überbrücken helfen würde oder zumin- dest weniger schwindelerregend werden ließe. In einer Rezension (FAZ vom 2. Dezember 2008) der deutschen Überset- zung von Bill Brysons Kurzbiographie Shakespeare – The World as a Stage (London 2007) urteilte die der DSG nahestehende Rezensentin Margot Fet- zer, es sei keine gute Idee Brysons gewesen, eine Biographie Shakespeares zu schreiben, da über sein Leben kaum etwas bekannt sei. Die Rezensentin hat Brysons Buch womöglich nicht genau gelesen. Nicht dass Bryson uns viel zu erzählen hätte, im Gegenteil: Er gibt unverblümt zu, dass seine Biographie so

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