Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Spektrum Shake-speare

Thema 56 schickt.»45 Marx spielt hier auf etwas durchaus Reales an, wenn es auf den ersten Blick eher an das alte China erinnert, wo der Kaiser als Sohn des Himmels galt. In Zeiten der Hungersnot herrschte die Überzeugung, dass der Kaiser die Gunst des Himmels verwirkt habe, und er durfte gestürzt werden. Hungersnot brach aus wegen schlechter Ernte oder wegen schlech- ter Verwaltung der Magazine, aus denen der natürlich verursachte Mangel hätte behoben werden können. Man hätte es auch so ausdrücken können: Da der Kaiser die Magazine schlecht verwaltet hat, hat er auch das Recht zu regieren verwirkt. Die legitimatorische Formel hätte dann einen vertragsmä- ßigen Ausdruck erhalten. Durch die Herstellung einer natürlichen Kausali- tät erhielt sie einen numinosen Ausdruck. Diese abergläubige Deutung des Kaiser- und Königtums war auch in Europa wirksam, während des Mittelal- ters und noch während der Frühen Neuzeit, der Zeit des absoluten König- tums. Es hing damit zusammen, dass sich Ludwig XIV. Sonnenkönig nannte. Und wohl auch damit, dass Elisabeth I. als Beinamen in Anspielung auf die heilige Jungfrau «Jungfrau-Königin» und in Anspielung auf den Mond, das Symbol der Fruchtbarkeit, die Namen Diana oder Cynthia (die Mondköni- gin) erhielt. Die Bedeutung dieser Fruchtbarkeitssymbolik zur Einbindung der Bauern über ein himmlisch verklärtes, sakralisiertes Königtum und der Sakralität dieses Königtums wiederum als einer Grundlage des absoluten Königtums dürfte im Allgemeinen heute unterschätzt werden. In England wurde diese religiöse Überhöhung des Königtums 1649 mit der Enthaup- tung Karls I. geschleift, in Frankreich erst 1793 mit der Enthauptung Lud- wigs XVI.; von Max Weber ist das Bonmot überliefert, dass es Deutschlands Unglück gewesen sei, nie einen Hohenzollern geköpft zu haben. Das bäuer- liche Weltbild orientierte sich an der Fruchtbarkeit. Und die Frucht ent- springt dem Leib der Frau. Deshalb entsteht in manchen Mythen die Schöp- fung in einer Urmutter. Wahrscheinlich steht deshalb am Anfang altägypti- scher Dynastien eine Pharaonin, von der sonst jede Spur fehlt. Und wahrscheinlich haben Historiker und Archäologen deshalb vergeblich nach Spuren dieser Ur-Pharaonin gesucht, weil sie nicht in der Geschichte, son- dern in der Mythologie hätten suchen müssen. Dieser Archetypus hat wohl Geburtshelfer beim elisabethanischen Kult der «Virgin-Queen» gespielt: 45 Karl Marx, Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte, Frankfurt/Main 1965, S. 114).

Seitenübersicht