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Spektrum Shake-speare

Thema 47 Weitere Warnungen Die englische Reformation oder vielmehr, wie der Historiker Christopher Haigh (The English Reformations, Cambridge 1993) schreibt34 , die engli- schen Reformationen lassen sich nicht vom einfachen Widerspruch zwischen Katholiken und Protestanten her verstehen. Stephen Gardiner (ca. 1497 –1555) war einer der Verfasser der Abhandlung De vera obedientia («Über den wahren Gehorsam»), mit der Heinrichs VIII. Supremat über den Papst begründet wurde. Wüsste man über Gardiner nicht mehr als das, würde man ihn ohne Zögern unter die Protestanten einreihen; er wurde aber während der reformatorischen Regierung EdwardsVI. inhaftiert und von der katholi- schen Maria I. zu ihrem Lordkanzler ernannt. Gardiner war und blieb ein Katholik. M. a.W.: längst nicht alle Katholiken lehnten den Suprematsakt ab. Thomas Wriothesley, 1. Earl of Southampton, Großvater vom 3. Earl of Sou- thampton, dem Freund in Shakespeares Sonetten, war einer der großen Pro- fiteure der Klosterauflösungen – und Katholik; die Southamptons blieben bis in die dritte Generation katholisch. Mit anderenWorten: die katholischen Adeligen konnten mit der Klosterauflösung gut leben. Insofern kann man die Klosterauflösungen nicht als eine genuin reformatorische Maßnahme be- trachten.Auch wenn sie nicht ohne bedeutende Nebeneffekte blieben, beab- sichtigt waren diese allenfalls von Thomas Cromwell und der Fraktion um Anna Boleyn, keineswegs von Heinrich. Der gleiche Thomas Wriothesley war maßgeblich an der Hinrichtung von Henry Howard, Earl of Surrey, Hof- mann und Dichter, beteiligt; dessen Vater Thomas, 3. Herzog von Norfolk, entging der Hinrichtung nur knapp, weil das Todesurteil gegen ihn mit dem Tod HeinrichsVIII. verfiel. Thomas Norfolk war wie Southampton Katholik. Er war derjenige, der im Auftrag Heinrichs VIII. die Pilgrimage of Grace («die Pilgerfahrt der Gnade»), einen Volksaufstand zur Wiederherstellung der Klöster und Rückgängigmachung aller anderen bis dahin von Heinrich VIII. eingeführten religiösen und anderen Reformen, gnadenlos nieder- schlug. Auf die Pilgrimage of Grace kommen wir gleich zu sprechen, denn obwohl sie chronologisch nicht zum elisabethanischen Zeitalter gehört, kann sie am anschaulichsten ein Faktum vor Augen führen, das wesentlich auch 34 Christopher Haigh, The English Reformations, Cambridge 1993.

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